Wie lange kann unser Gesundheitswesen, im Rahmen eines Blackouts aufrechterhalten werden? In allen Klinken gibt es Alarm- und Einsatzpläne, die sich mit diesen Szenarien beschäftigen.
Die Auswirkungen eines Blackouts – also der Ausfall unseres Stromsystems - können katastrophal und weitreichend sein, aufgrund fehlender Erfahrungswerte zumindest schwer abschätzbar. Die Erstellung der Notfallpläne und deren Umsetzung liegt bei Behörden, Organisationen wie etwa dem Roten Kreuz und bei vielen Betrieben. Natürlich auch bei den Krankenhäusern selbst, der Salzburger Zivilschutz steht beratend zur Seite. Fest steht: Im Falle eines Blackouts können nur Einrichtungen mit einer Notstromversorgung weiterbetrieben werden – und das nur solange die Treibstoffversorgung gewährleistet ist. Dazu kommt, dass nur wenige Tankstellen notstromversorgt sind.
Was heißt das für unser Gesundheitssystem? Durch den Ausfall viele. Arztpraxen werden die Krankenhäuser stark frequentiert sein. Die Apotheken stehen wie alle anderen Geschäfte auch nicht mehr in vollem Umfang zur Verfügung. Krankenhäuser sind für die wichtigsten Bereiche notstromversorgt, mit zunehmender Dauer werden aber auch hier Probleme auftreten, skizzieren Experten die Lage. Krankenhäuser zählen dabei zur kritischen Infrastruktur und haben bei der Absicherung durch die öffentliche Hand einen höheren Status als beispielsweise Arztpraxen oder Apotheken, wo nur die wenigsten notstromversorgt sind. Jeder Bürger sollte für mindestens zehn Tage autark leben können, das heißt, das Haus nicht verlassen müssen und auf fremde Hilfe nicht angewiesen sein. „Im Vergleich zu anderen Schadensereignissen ist ein Blackout weit prekärer, da die komplette Strom- und Infrastruktur weg ist. Es funktioniert keine Tankstelle, kein Bankomat, keine Heizung, keine Kommunikation mehr. Spätestens nach zwei Stunden wären die Mobilfunknetze tot. Es funktionieren dann nur noch Telefone, die im Umkreis von notstromversorgten Handymasten sind. Ratsam ist es zu wissen wo die nächstgelegene Notrufstelle ist, erklärt Wolfgang Hartl, Geschäftsführer des Zivilschutzverbandes Salzburg.
Notstrom für mindestens 24 Stunden
Wie lange kann ein Krankenhaus seinen Betrieb selbstständig aufrechterhalten? Alle Krankenhäuser haben ein gesetzlich vorgeschrieben Notstromversorgung von mindestens 24 Stunden. Teilweise auch weit darüber hinaus, beziehungsweise kann dies mit entsprechender Rationierung oder Abschaltung weniger wichtiger Bereiche entsprechend verlängert werden. Herausfordernder werden Themen wie Wasser und Wärmeversorgung, Hygiene, fehlende Kommunikationsmöglichkeiten nach außen sein. „Die Umschaltung vom Normal- auf Notstromversorgung verläuft unterbrechungsfrei. Die Sicherheitsstromversorgung mit Diesel-Aggregaten im Krankenhaus Schwarzach kann für circa 72 – 120 Stunden aufrechterhalten werden. Dann muss Diesel nachgeliefert werden, um die Notstromversorgung längerfristig sicherzustellen“, so Florian Emminger, Pressesprecher des Kardinal Schwarzenberg Krankenhauses in Schwarzach über dessen Energieversorgung. Grundsätzlich werden in allen Krankenhäusern Sicherheitsstromversorgungsanlagen monatlich einem Belastungstest unterzogen. Einmal im Jahr wird ein sogenannter „Scharftest“, heißt Abschaltung der Stromzuführung zu den Spitälern durchgeführt.
Hotspot Krankenhäuser
Generell wird davon ausgegangen, dass es im Blackout Fall zu einer Zunahme an Patienten aufgrund von Unfällen in den Krankenhäusern kommen wird. Auch Seniorenheime und Pflegeeinrichtungen, die über keine Notstromversorgung haben, werden versuchen Ihre Bewohner und Patienten in die Krankenhäuser zu verlagern. Parallel dazu dürften die Personalressourcen schrumpfen, da auch von persönlichen familiären Notlagen des Krankenhauspersonals auszugehen ist. Es wird jedenfalls eine temporäre Abkehr vom Alltagsbetrieb in den Spitälern notwendig sein und Leistungseinschränkungen vorgenommen werden. Weil auch sämtliche Einsatzorganisationen von dieser Katastrophe betroffen sind, werden diese rasch an ihre Grenzen stoßen und nicht mehr die gewohnte Leistung bieten können. „Weiters ist davon auszugehen, dass auch ein Teil der unverletzten Bevölkerung versuchen wird, bei uns Zuflucht zu suchen, da bei uns Licht und Wärme vorhanden ist“, sagt Jutta Oberweger, Konzernpressesprecherin der Oberösterreichischen Gesundheitsholding GmbH. Das Patientenaufkommen werde auch von der Dauer und der Jahreszeit abhängen. Weiters sei zu berücksichtigen, wie eine allgemeinmedizinische Versorgung außerhalb der Krankenhäuser organisiert werden könne, ergänzt Wolfgang Hartl.
Hilfsbereitschaft und Unruhen
Psychologen gehen davon aus, dass die Mehrheit der Menschen mit einer solchen Extremsituation zumindest anfangs gut umgehen kann und auch die Hilfsbereitschaft – wie es aus anderen Katastrophenfällen bekannt ist – sehr hoch sein wird. „Je länger der Blackout dauert, desto höher wird die psychische Belastung und die Stimmung wird zumindest bei einem Teil der Bevölkerung kippen – es kann somit zu Unruhen kommen“, rechnet man beim Salzburger Zivilschutzverband. Erschwerend komme hinzu, dass gegenüber vielen bekannten Ereignissen wie Stürmen, Hochwasser, oder Lawinen, es bei einem Blackout über das Ende keine Zeitangabe geben wird, heißt es weiter. Fest steht, das Szenario Blackout wird die Behörden und Organisationen an ihre Grenzen bringen - was eine Eigenvorsorge jedes Einzelnen unumgänglich macht.
Das Bundesheer hilft nach Anforderung
Eine zentrale Rolle spielt das österreichische Bundesheer im Rahmen eines Blackouts. Neben der Sicherstellung der Eigenversorgung ist in Salzburg zum Beispiel die logistische Unterstützung der Einsatzorganisationen bei der Betankung von Fahrzeugen aus der Sicherheitsinsel Schwarzenberg-Kaserne vorgesehen, erklärt Hauptmann Rene Auer, Presse- und Informationsoffizier des Militärkommando Salzburg. Was weitere Unterstützungsleistungen anbelangt, müsste im konkreten Anlassfall durch eine zuständige Behörde eine Assistenzanforderung (gemäß B-VG Art 79, Abs. 2 und laut Bestimmungen WG2001, Paragraph 2, Abs 5) gestellt werden. Ob diese dann genehmigt beziegungsweise durchgeführt werden kann, hängt von der konkreten Auftragslage und den zu erwartenden weiteren Anforderungen diverser Bedarfsträger ab, so Auer weiter.
Neue Einsatzpläne in Ausarbeitung
In allen Klinken gibt es Alarm- und Einsatzpläne, die sich mit diversen Szenarien beschäftigen, wie zum Beispiel mit Massenanfällen von Verletzten, technische Not beziehungsweise Ausfälle, Evakuieren oder IT-Ausfälle. „Momentan wird in der Gesundheitsholding (OÖG) gerade zusätzlich das Thema „Blackout“ und die notwendigen Maßnahmen erarbeitet, um die Alarm- und Einsatzpläne um dieses Szenario zu ergänzen. Ziel ist es, die Kliniken für mindestens 72 Stunden autark zu machen. Eine längere Bevorratung ist aufgrund der benötigen Lagerfläche beziehungsweise Umwälzung der Materialien im Regelbetrieb nicht möglich“, sagt Unternehmenssprecherin Jutta Oberweger. „Ziel bei unseren Vorbereitungen ist auch eine Sensibilisierung unserer Mitarbeiter für dieses Thema im beruflichen aber auch privaten Umfeld. Wenn im privaten Umfeld eine entsprechende Bevorratung und Sicherheit für die Familie und Angehörige gegeben ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Mitarbeiter mit „freiem Kopf“ in den Dienst kommen, wesentlich größer“, sagen viele Spitalsmanager. Für die Kliniken wird nicht nur der Blackout selbst zur Herausforderung, sondern auch die Zeit danach, wenn der Strom wieder fließt und die Kommunikation funktioniert. Erst zu diesem Zeitpunkt kann von vielen Personen Hilfe angefordert werden, die daher zeitversetzt oder erst nach dem eigentlichen Blackout ins Krankenhaus kommen. „Auch wenn das Stromnetz wieder aktiv ist, kann der Aufbau der Versorgung und der Infrastruktur noch Tage dauern. Deswegen ist es dann auch weiterhin nötig, Ressourcen zu sparen, weil die Versorgung weiterhin - wenn überhaupt - nur sehr eingeschränkt funktionieren wird“, heißt es dazu vom Zivilschutzverband. Doch es wird Tage oder Wochen dauern, bis das Gesundheitssystem wieder voll funktionsfähig ist. Allgemeine Warenlieferungen, Medikamente, Verbrauchsmaterial, eine stabile Stromversorgung, Wasser, Wärme, Abfallentsorgung und die Kommunikationsinfrastruktur müssen davor sichergestellt sein.
Sicher zu Hause – Der Zivilschutzverband rät:
Die Bevorratung von Medikamenten und Hygieneartikeln ist eine von drei wichtigen Säulen des krisenfesten Haushaltes. Die beiden anderen Bereiche sind Lebensmittel und Getränke sowie technische Hilfsmittel - wie Notfallradio, Notbeleuchtung, Notkochstelle. Ebenso darf nicht auf den Vorrat von Dauermedikationen und Medikamente vergessen werden. Empfohlen wird außerdem ein gut ausgestatteter Verbandskasten und eine Hausapotheke mit schmerzstillenden Tabletten oder Pulver, Tabletten gegen Durchfall, Abführmittel, Alkohol 70%, Wund- und Heilsalben, Desinfektionsmittel zur Haut- und Wunddesinfektion, Medikamente gegen Halsschmerzen, Husten, Schnupfen, Baldriantropfen, Wasserstoffperoxyd 3%, Wundbenzin auch Kaliumjodidtabletten gehören zu dieser „Zivilschutz-Apotheke“!
Jeder Bürger sollte für mindestens zehn Tage autark leben können, das heißt, das Haus nicht verlassen müssen und auf fremde Hilfe nicht angewiesen sein. Der Zivilschutz-Blackout-Folder mit Checklisten für die Zeit vor, während und nach einer solchen Katastrophe sowie die Broschüre Krisenfester Haushalt können kostenlos auf www.zivilschutz-shop.at angefordert werden.
Empfehlenswert ist es, Notfallkontakte zu notieren, Treffpunkte zu klären und dabei zum Beispiel auch mögliche Verkehrsknotenpunkte (Staugefahr) zu beachten.