Mario Anthofer, Leiter der Gesundheits- und Krankenpflegeschule am Tauernklinikum erklärt im PULS-Interview seinen Zugang zum Pflegeberuf und warum man die Ausbildung zum/zur DiplomkrankenpflegerIn noch jetzt starten sollte.
Herr Anthofer, warum sollte sich ein junger Mensch für den Beruf Pflegefachkraft entscheiden?
Anthofer: Es handelt sich hierbei um einen außerordentlich persönlichkeitsbildenden Beruf, bei dem man meist unmittelbar eine Reaktion auf sein Handeln von den PatientInnen erhält. Man ist täglich mit dem Wohlbefinden, der Lebensqualität, der gesundheitlichen Zukunft, oder sogar mit dem Erhalt des Lebens eines Mitmenschen betraut. Soviel Verantwortung dieser Beruf mit sich bringt, genauso viel wird einem von den anvertrauten Menschen auch wieder retourniert.
Was muss ein Berufsstarter mitbringen?
Anthofer: Das erforderliche Grundlagenwissen, das für diesen Beruf unerlässlich ist, war immer schon hoch und hat sich in den letzten Jahrzehnten noch stark gemehrt. Von vielen NeueinsteigerInnen wird dieser Aspekt oft unterschätzt, daher ist ein ausgereiftes Maß an Lernwillen und -vermögen essentiell. Ein ausgewogenes Maß an Empathie, wobei sich das „Mitleiden“ in gesunden Grenzen abspielen muss, ist ebenso erforderlich, wie klares, pragmatisches Handeln, um den Genesungsprozess der PatientInnen gewährleisten zu können.
Welche Vorteile bringt es mit sich, dass man die DGKP Ausbildung - derzeit noch ohne Matura als Voraussetzung – absolvieren kann?
Anthofer: Bis voraussichtlich Ende 2023 (eine mögliche Verlängerung wird auf politischer Ebene noch diskutiert) besteht die Möglichkeit ohne Matura die Ausbildung zum „Gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege“ zu absolvieren. Nach Ablaufen dieser Frist, ist der Weg nur noch über die Matura und die Bachelorausbildung an einer FH möglich. Die Aufgabenfelder im „Gehobenen Dienst“ sind vielseitiger und umfangreicher. Insbesondere die gesamte Pflegeplanung, also der Weg von der Erstellung einer Pflegediagnose bis zur Ausarbeitung und Durchführung der erforderlichen Pflegemaßnahmen inklusive der abschließenden Kontrolle der korrekten Umsetzung dieser Maßnahmen, obliegt ausschließlich dem „Gehobenen Dienst“.
Was macht Ihnen persönlich Spaß an ihrem Beruf?
Anthofer: Täglich mit Menschen in Kontakt zu treten, von den ArbeitskollegInnen (ärztliches Personal, Physiotherapie, Ergotherapie, Diätologie…) über Angehörige bis zu den PatientInnen, und so gemeinsam am höchsten Gut eines Menschen – der Gesundheit – zu arbeiten.
Welche Begebenheit hat sie besonders beeindruckt?
Anthofer: In meiner Schulzeit absolvierte ich als Schüler in einer Lungenheilanstalt eines meiner Praktika. Bei einer Patientin, bei der ich einer Punktion der Lunge in lokaler Betäubung beiwohnen durfte, ergriff ich instinktiv eine der zugänglichen Hände, da sie mit ihrem schmerzverzerrten Gesicht ganz erbärmlich auf mich wirkte. Die Patientin verkrallte sich über eine halbe Stunde in meiner Hand. Nach der Prozedur ins Zimmer zurückgekehrt, bedankte sich die Patientin herzlich für meinen Beistand. Das war nur ein kleines Ereignis in meiner Ausbildung, das aber bleibenden Eindruck bei mir bis heute – 25 Jahre später – hinterließ.
Vielen Dank für das Gespräch