Daher ist es wichtig zu wissen, was im Notfall zu tun ist – zu viele wissen es nicht.
Wer regelmäßig die Lokalnachrichten verfolgt, mit dem Auto unterwegs ist, Sport betreibt, beruflich oder privat mit Leuten zusammen kommt, weiß: es passiert ständig was – im Verkehr, beim Sport, am Arbeitsplatz, im Haushalt. Und jeden Tag kann es die Notwendigkeit geben, plötzlich Hilfe leisten zu müssen, womöglich ein Menschenleben retten zu können. Wenn man es kann.
Nur 15 Prozent wissen, was im Notfall zu tun ist
Sabine Tischler, Landesgeschäftsführerin beim Roten Kreuz Salzburg ist in ihrem Job täglich mit Situationen konfrontiert, in denen es für sie und ihr Team darum geht, möglichst professionell und effizient Menschen zu retten, ihnen ein Überleben zu ermöglichen. Das hängt oft nicht nur von den Rot-Kreuz-Helfern ab, sondern von den Personen, die mit der Akutsituation eines Menschen in höchster Not und Lebensgefahr als erste konfrontiert worden sind. Diese können nur eines wirklich falsch machen, nämlich nichts zu tun! Was leider immer noch viel zu oft passiert – und übrigens auch straffbar ist. („Unterlassene Hilfeleistung“, Strafrahmen: bis zu 1 Jahr Gefängnis). „Für alle Erste-Hilfe-Maßnahmen gilt ein zentraler Grundsatz: Erste Hilfe ist einfach, man kann dabei nichts falsch machen“, erklärt Sabine Tischler. Die Rot-Kreuz-Chefin verweist auf aktuelle Studien die zeigen, dass sich rund 80 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher zutrauen, Erste Hilfe zu leisten. Jedoch wissen nur etwa 15 Prozent, was in einem Notfall wirklich zu tun ist.
In anderen Ländern wird besser geholfen
In einigen anderen Ländern in Europa ist das Bewusstsein für Notfallhilfe in der Bevölkerung deutlich weiter verbreitet als in Österreich. In Schweden und Norwegen etwa machen 60 Prozent der Bevölkerung im Notfall eine Herzdruckmassage und wissen auch genau, wie das geht.
Sabine Tischler verweist darauf, dass „die meisten Unfälle und Erkrankungen im unmittelbaren Umfeld passieren. Wenn man Erste Hilfe leisten muss, dann meistens bei seinen Verwandten, Freunden oder Arbeitskollegen“. „Erste Hilfe rettet Leben – insbesondere in den kritischen ersten Minuten vor dem Eintreffen professionelle Rettungskräfte.“ Der Präsident des Salzburger Zivilschutzverbandes Josef Schwaiger ermutigt alle Salzburger Bürgerinnen und Bürger, an einem Erste-Hilfe-Kurs teilzunehmen, um die notwendigen Fertigkeiten zu erlernen oder aufzufrischen.
Ältere sind besonders häufig betroffen
Vor allem ältere Erwachsene sind eine Hochrisikogruppe für Unfallverletzungen, und eine Ausbildung in Erster Hilfe für ältere Erwachsene könne ihre Sterblichkeit nach einem Unfall oder einem medizinischen Notfall wie etwa Herzstillstand minimieren, wurde im September 2023 auf dem Europäischen Kongress für Notfallmedizin von Experten dargelegt. Verdeutlicht wurde auf dem Kongress auch, dass ältere Menschen, vor allem ältere Männer in ihrer privaten Umgebung seltener eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durch Herz-Druck-Massage bekommen als jüngere. Mit jedem Anstieg des Alters um zehn Jahre sank für Männer die Wahrscheinlichkeit, bei einem Herzstillstand eine HLW (Herz-Lungen-Wiederbelebung) zu erhalten, um etwa neun Prozent. Bei Frauen verringerte sich der entsprechende Wert lediglich um etwa drei Prozent.
Mit dem Alter steigt das Risiko für Notfälle
Die mit Alterung und Gebrechlichkeit einhergehenden körperlichen und geistigen Veränderungen erhöhen das Risiko unbeabsichtigter Verletzungen bei älteren Erwachsenen. Verletzungen und Unfälle sind die häufigsten Todesursachen bei älteren Erwachsenen, darunter Verkehrsunfälle, Schnittwunden, Erstickungen, Verbrennungen. Stürze sind die häufigste Ursache von Verletzungen bei älteren Erwachsenen.
Darüber hinaus sind die meisten Opfer eines Herzstillstands aufgrund der hohen Prävalenz von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in ihrer Altersgruppe auch ältere Erwachsene. Aufgrund der Anfälligkeit älterer Erwachsener für unbeabsichtigte Verletzungen führt dies auch zu einem Anstieg der Notaufnahmeversorgung älterer Erwachsener, was auch die Kosten für das Gesundheitssystem und die wirtschaftliche Belastung der Gesellschaft erhöht.
Erste Hilfe ist einfach!
Umso wichtiger, so Tischler, sei es daher, Erste-Hilfe-Kenntnisse zu erwerben oder aufzufrischen. „Das Rote Kreuz Salzburg bietet hierzu ein vielfältiges Kursangebot. Von der Versorgung kleiner Wunden bis hin zur Wiederbelebung mit einem Defibrillator. Informieren Sie sich und erwerben Sie die Fähigkeiten, die Leben retten können!“ Und Christian Dengg, Geschäftsführer des Samariterbund Salzburg ergänzt: „Die Erste-Hilfe-Ausbildung ist eine unserer grundlegensten Aufgaben. Wir vermitteln im Rahmen der Ausbildungskurse heute deutlich mehr Praxis als je zuvor“.