Orthopädinnen und Orthopäden, Traumatologinnen und Traumatologen sowie Fachärztinnen und -ärzte für Geriatrie arbeiten Hand in Hand.
Die österreichische Bevölkerung wird immer älter, was sich auch auf die Krankenhäuser auswirkt. Mittlerweile benötigen 40 Prozent aller über 75-jährigen Patientinnen und Patienten der Uniklinik für Orthopädie und Traumatologie am Uniklinikum Campus LKH auch eine geriatrische Behandlung und Betreuung. „Wir sprechen hier von 1800 Personen im Jahr. Diese sind im Schnitt 84 Jahre alt – wobei es sich um doppelt so viele Frauen wie Männer handelt. Die meisten kommen wegen Sturzverletzungen zu uns“, erklärt der leitende Unfallchirurg Andreas Hartmann. Dabei stehen Verletzungen im Bereich des Beckens, der Hüfte, der Wirbelsäule und der oberen Extremitäten im Vordergrund. Die Herausforderung stellen aber die altersbedingten Nebenerkrankungen dar wie Herz- und Nierenerkrankungen, Demenz, allgemeine Schwäche und Osteoporose, die vor, während und nach einer notwendigen Operation mit hoher Expertise mitbehandelt werden müssen. Bereits 2013 begann zwischen der damaligen Uniklinik für Unfallchirurgie am Uniklinikum Campus LKH und der Uniklinik für Geriatrie am Uniklinikum Campus CDK eine enge Zusammenarbeit in einer eigenen Struktur. Mit der Zusammenführung der Uniklinik für Orthopädie mit der Uniklinik für Unfallchirurgie 2016 wurde die Zusammenarbeit auf intensives Betreiben der beiden Primarärzte, Professor Thomas Freude und Professor Bernhard Iglseder, neu aufgestellt. Durch die Zertifizierung als AltersTraumaZentrum (ATZ) nach den Kriterien der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) wurde diese interdisziplinäre Kooperation nun auf eine neue Stufe gehoben.
Zusammenarbeit über alle Berufsgruppen
Geleitet wird das ATZ durch den Oberarzt für Orthopädie und Traumatologie Wilfried Payer sowie den Internisten und Geriater Oberarzt Reinhard Alzner: „Wir haben im Zuge der Zertifizierung neue Behandlungspfade für diese Patientengruppe entwickelt, zum Beispiel zur Vorbereitung auf eine Operation und im Hinblick auf die Anästhesie. Wir gehen gemeinsame Visite – sowohl am Uniklinikum Campus LKH wie auch am Campus CDK.“ Im ATZ wird zudem die Zusammenarbeit aller Berufsgruppen im Krankenhaus großgeschrieben: Jede Woche gibt es auf allen beteiligten Stationen Teammeetings, in denen Medizin, Pflege, Physiotherapie und Entlassungsmanagement vertreten sind. Zudem gibt es eine enge Abstimmung mit Spezialistinnen und Spezialisten aus der Pflege (Advanced Nursing Practice – ANP) für Delir und Demenz.
Aufnahme-Assessment mit Geriatrie-Screening
Im Zuge eines neu geschaffenen Aufnahme-Assessments wird auf der Uniklinik für Orthopädie und Traumatologie zudem bei jeder stationären Patientin und jedem stationären Patienten ab einem Alter von 75 Jahren ein Screening im Hinblick auf geriatrische Symptome durchgeführt. Geriatrische Patientinnen und Patienten werden im Hinblick auf bevorstehende Operationen, Mobilität und Sturzprophylaxe, Frakturgefährdung aufgrund von Osteoporose, Ernährungstherapie, kognitive Einschränkungen und Delirprophylaxe einem speziellen Behandlungspfad zugewiesen, der ihre speziellen organisatorischen, strukturellen und medizinischen Bedürfnisse berücksichtigt. Mittelfristig sollen die verletzten Patientinnen und Patienten durch Evaluierung geriatrischer Parameter bereits bei der Aufnahme dem ATZ zugeordnet werden. Arztbriefe aus dem Uniklinikum werden in Zukunft mit dem ATZ-Logo gekennzeichnet. „Das steigert die Awareness im niedergelassenen Bereich und macht deutlicher auf unsere Vorschläge im Hinblick auf Osteoporose aufmerksam, die sehr häufig ein Problem ist“, betont Alzner. Generell soll die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten und den Pflegeheimen verbessert werden. „Das ist eine Win-win-Situation für alle Beteiligten und natürlich vor allem für die betroffenen Personen.“ Für den niedergelassenen Bereich wird das ATZ auch spezielle Fortbildungen anbieten, sobald es die Corona-Pandemie wieder zulässt.
Ältere Menschen – komplexere Aufgaben
„Als größter Gesundheitsdienstleister im Bundesland haben die Salzburger Landeskliniken auch eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Dieser kommen wir unter anderem mit unserem AltersTraumaZentrum nach“, betont Paul Sungler, Geschäftsführer der Salzburger Landeskliniken: „Die Menschen werden älter und die medizinischen Fälle komplexer. Ich bin stolz darauf und danke den Beteiligten dafür, dass sich unsere Unikliniken für Orthopädie und Traumatologie sowie für Geriatrie als erstes Uniklinikum dieser aufwändigen Zertifizierung gestellt haben.“Im Hinblick auf die Versorgung aller Unfallpatientinnen und -patienten ist das Uniklinikum Salzburg bereits seit 2010 als überregionales Traumazentrum nach den DGU-Kriterien zertifiziert. Gleichzeitig ist das Uniklinikum Salzburg auch zentrale Krankenanstalt des Traumanetzwerks Salzburg, in dem Spitäler aus Salzburg, dem angrenzenden Oberösterreich, der angrenzenden Steiermark und zukünftig auch aus Tirol bei der Versorgung von schwer- und schwerstverletzten Personen kooperieren.