Frühe Demenz – ERSTE Warnsignale

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Menschen mit beginnender Demenz vergessen häufig Dinge, die gerade erst passiert sind, oder stellen wiederholt dieselbe Frage, etwa „Welcher Tag ist heute?” 

Auch das Vergessen wichtiger Termine oder Ereignisse ist typisch. 

Schwierigkeiten beim Problemlösen oder Planen fallen im Alltag auf: So kann es zur Überforderung bei gewohnten Tätigkeiten kommen (Haushaltsführung, Finanzgebarung, Verkehr…). Räumliche und zeitliche Orientierungsprobleme führen zum Vergessen von Terminen oder Schwierigkeiten, die eigene Wohnung zu finden. Eine Beeinträchtigung des Sprachvermögens führt zu Schwierigkeiten, einem Gespräch zu folgen und sich aktiv daran zu beteiligen. Die betroffenen verlieren den Faden, wiederholen sich häufig, zeigen Wortfindungsprobleme oder verwenden unpassende Füllwörter. Probleme können auch beim Lesen auftreten oder beim Wiedererkennen von bekannten Gesichtern. 

Menschen mit  Alzheimer lassen oft Dinge liegen oder legen sie an ungewöhnliche Orte. Sie vergessen nicht nur, wo die Sachen sind, sondern auch, wozu sie gut sind. So werden beispielsweise Schuhe in den Kühlschrank oder Autoschlüssel in den Briefkasten gelegt. Auch Urteils- und Entscheidungsfähigkeit können leiden, zum Bespiel wird im Winter Sommerkleidung gewählt, die Körperpflege wird vernachlässigt, der Umgang mit Geld funktioniert nicht mehr adäquat.  Auch die Eigeninitiative wird beeinträchtigt, die betroffenen ziehen sich von Sozialkontakten zurück oder vernachlässigen ihre Hobbys. Veränderungen von Persönlichkeit und Verhalten zeigen sich in Form von starken Stimmungsschwankungen, Misstrauen, Hilflosigkeit, Unruhe, Aggression oder Traurigkeit.

Fallen derartige Symptome auf, ist eine hausärztliche Konsultation sinnvoll. Die klinische Untersuchung beinhaltet das Prüfen von Orientierung und kognitiven Werkzeugleistungen: Benennen ungeläufiger Objekte, Gedächtnisleistung (verzögerte Abfrage), Kopieren einfacher und komplexer Figuren, Uhr lesen, Interpretation von Sprichwörtern, Wortflüssigkeit (Tiere nennen). Eine ergänzende Fremdanamnese – das Befragen von An- und Zugehörigen – ist obligat. Neben Screening-Verfahren wie Uhren-Test, Mini-Mental-State Examination (MMSE), DemTect, Montreal-cognitive-Assessment (MoCA) stehen differenzierte neuropsychologische Testbatterien (z.B. CERAD) zur  Objektivierung der geistigen Leistungsfähigkeit Verfügung. 

Nach klinischer und neuropsychologischer Einschätzung werden apparative Verfahren und Hilfsuntersuchungen in die Wege geleitet: Dazu zählen bildgebende Verfahren zur Beurteilung des Gehirns  (CT, MRT) und Laboruntersuchungen. Zur definitiven Zuordnung der Ursache kann auch eine Untersuchung des Liquor cerebro-spinalis („Nervenwasser“) mittels Lumbalpunktion („Kreuzstich“) erforderlich sei, besonders auch in Hinblick auf die neue Therapie-Möglichkeit mit monoklonalen Antikörpern. Nuklearmedizinische Verfahren (SPECT, PET) ermöglichen in ausgewählten Fällen eine diagnostische Zuordnung der Demenz-Ursache. Neben den niedergelassenen Fachärzt:innen für Neurologie und Psychiatrie erfolgen Diagnostik und Betreuung auch in spezialisierten Krankenhausambulanzen („Gedächtnissprechstunde“, „Memory Clinic“). 

Je nach Ursache stehen verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Medikamente können das das Fortschreiten der Erkrankung verzögern. Verhaltenssymptome wie Unruhe, Aggressivität, Apathie, Angst, Depression oder Halluzinationen sind im Verlauf häufig und können Symptom-orientiert medikamentös behandelt werden. Zur Stabilisierung der Hirnleistung und Verbesserung von Wohlbefinden und Lebensqualität tragen nicht-medikamentöse Verfahren wesentlich bei. Soziale Intervention in Form von Tagespflege und, Selbsthilfegruppen ist zur Unterstützung des betreuenden Umfeldes unerlässlich.