Mehr gesunde Lebensjahre dank Rehabilitation

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv
 

Im PULS-Interview erklärt Sportmediziner und Kardiologe Josef Niebauer warum dank gezielter Rehabilitationsmaßnahmen Patienten schnell wieder ihren Platz in Gesellschaft und Beruf einnehmen können.  

Herr Prof. Niebauer, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache. Warum ist das so?

Josef Niebauer: Je mehr wir dem westlichen Lebensstil frönen, desto stärker ist der Anstieg von Herz-Kreislauferkrankungen. Denn mit dem Wohlstand kommt ein Sprung nach vorne was die Todeszahlen angeht. Das liegt hauptsächlich an der körperlichen Inaktivität. In Folge nehmen viele Menschen an Körpergewicht zu, weil sie auch zu viel essen. Mit Übergewicht bekommen Sie möglicherweise hohe Blutfettwerte, Diabetes mellitus Typ2, hohen Blutdruck und das Rauchen ist ein weiterer Risikoparameter.

Gibt es eine Empfehlung, wie viel man sich am Tag bewegen soll?                                                              

Josef Niebauer: Das Mindestmaß was wir machen sollten sind 150 Minuten körperliche Aktivität pro Woche, in einem Bereich, indem wir ins Schwitzen kommen. Das sind rund 20 Minuten am Tag, eigentlich peinlich wenig. Wenn wir uns intensiver belasten, also richtig laufen gehen etwa, reichen schon 75 Minuten pro Woche als Mindestmaß. Man weiß, dass wir selbst bei diesen geringen Werten, die prognostisch gesehen schon einen großen Vorteil haben, weniger an Herz-Kreislauf Indikationen erkranken. Sinnvoll wäre es rund 300 Minuten pro Woche körperlich aktiv zu sein. Darüber hinaus haben wir keinen gesundheitlichen Vorteil mehr, abgesehen davon, dass wir fitter und schneller werden.

Welchen Effekt bringen Bewegung und Training bei Lungenerkrankungen? Hilft dies auch nach COVID-19 Erkrankung?   

Josef Niebauer: Durch körperliche Bewegung und Training wird die Belüftung aber auch Durchblutung der Lunge und der Atemmuskulatur verbessert. Des Weiteren wird die periphere Muskulatur trainiert und somit Herz und Lunge entlastet. Für dieselbe Leistung braucht man dank Training weniger Atemzüge und weniger Herzschläge. Tatsächlich konnten wir in einer gemeinsamen Studie mit Professor Studnicka von der Klinik für Lungenerkrankungen an unserem Uniklinikum Salzburg nachweisen, dass es bei Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung durch kombiniertes Ausdauer- und Krafttraining zu einer 20%igen Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit und maximalen Sauerstoffaufnahme sowie einer 50-70%ige Zunahme der Kraft kam. Auch verbesserte sich die Lebensqualität deutlich. Damit Patienten solche Ergebnisse erzielen können bedarf es der Schulung sowie der individuellen Dosierung von Umfang und Intensität des Trainings. Genau das und vieles mehr erlernen Patienten während einer ambulanten Rehabilitation. Hiervon profitieren auch Patienten nach COVID-19.

Worum geht es bei moderner Rehabilitation?                                                                                               

Josef Niebauer: Wir betrachten den Menschen interdisziplinär. Das heißt, wir schauen uns den Patienten in seiner Gesamtheit an und nicht nur seine Indikation aufgrund welcher er zu uns kommt. Es wird individuell untersucht und ebenso trainiert, damit ein möglichst hoher Nutzen ohne Schaden entsteht. 

Wann ist eine Rehabilitation sinnvoll?

Josef Niebauer: Prinzipiell ist eine Rehabilitation bei fast allen chronischen Erkrankungen sinnvoll, weil man im Detail über Ursache, Diagnostik und Therapie unterrichtet, aber auch praktisch im Umgang mit der Erkrankung sowie Übungen, die das Voranschreiten der Erkrankung verzögern oder gar verhindert vertraut gemacht wird. Man erhält Anleitungen für zu Hause, die v.a. nach der Rehabilitation weiter angewendet werden müssen, damit ein optimaler Therapieerfolg gewährleistet ist. Dies gilt für nahezu alle chronischen Erkrankungen der bereits eben erwähnten Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen, aber auch für Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus oder metabolischem Syndrom, Krebserkrankungen, Krankheiten des Bewegungs- und Stützapparates einschließlich der Wirbelsäule, sowie neurologischen Erkrankungen. Erfreulicherweise können wir an unseren Standorten interessierten Patienten eine ambulante Rehabilitation bei all diesen Erkrankungen auf universitärem Niveau bieten. Unser multidisziplinäres Team steht von morgens bis abends bereit, damit auch ein berufsbegleitende Rehabilitation am Wohn- bzw. Arbeitsort möglich ist. 

Das Salzburger Magazin für Medizin, Gesundheit und Freizeit

Email:

office@pulsmagazin.at

Telefon:

+0699 699 11810847