Auf dem Jubiläumspfad in den Fenstern der Universitätsbibliothek Salzburg an der Hofstallgasse finden sich zahlreiche Kurzgeschichten zum neuen universitären Leitmotiv „Health & Mind“.
Kaviarvergiftung
Die Wahl zum ersten Rektor der Benediktineruniversität fiel 1622 auf P. Albert Keuslin aus dem Stift Ottobeuren. Als ihn der Erzbischof vier Jahre später als Abt des Stifts St. Peter einsetzte, blieb er der Hohen Schule verbunden und finanzierte etwa den Bau der Großen Aula. Verhängnisvoll endete 1657 die Einladung an die erzbischöfliche Neujahrstafel: Nach dem Genuss von Kaviar überfiel Keuslin ein so geschwinder graußen, dass er alle Speisen von sich brechen musste. Drei Tage später war er tot. Die Symptome – Erbrechen, Schüttelfrost, Fieber, Schwächeanfälle und Verlust des Bewusstseins – deuten nach Meinung der Gerichtsmedizinerin Edith Tutsch-Bauer auf eine schwere Lebensmittelvergiftung hin. Denn Kaviar verdirbt bei unterbrochener Kühlkette rasch durch fermentativen Abbau, Fettoxidation oder bakterielles Wachstum. Und auf dem langen Transportweg über Russland und Italien konnte die erforderliche Lagertemperatur oft nicht gewährleistet werden.
Dialog der Organe
Obwohl Erzbischof Paris Graf von Lodron von Beginn an auf die Eröffnung einer Medizinischen Fakultät drängte, lassen sich erst ab 1632 Vorlesungen seines Hofarztes Dr. Antonio dal Colle nachweisen. Aus seiner Feder stammt ein origineller „Dialog der Nieren, der Leber und des Magens“. Darin mahnte Colle den Erzbischof mit diplomatischem Geschick zu gesünderer Lebensführung: Zu Unrecht fühlen sich die inneren Organe für dessen leibliche Beschwerden verantwortlich gemacht. So meint der Magen, er sei eines Menschen, nicht eines Straußes Magen […], eines Fürsten und keines gewöhnlichen Menschen, eines Greises und nicht mehr eines Jünglings, doch der Landesfürst mute ihm viel zu viel Fleisch und andere Spezereien zu. Zwar fanden die bescheidenen Anfänge der Vorlesungstätigkeit durchaus Anklang, doch kamen für den Geschmack des Professors zu wenige Hörer.
Medizinische Fakultät
Erst Erzbischof Hieronymus Graf von Colloredo schuf im 18. Jahrhundert die Voraussetzungen für eine Medizinische Fakultät. Als fähiger Nachwuchsmediziner wurde ihm Johann Jakob Hartenkeil aus Mainz empfohlen, der seine Ausbildung auf Kosten des Erzbischofs in Paris und in London perfektionierte. 1787 kam er als Leibchirurg nach Salzburg und wurde 1788 zum Professor der Anatomie, Chirurgie und Geburtshilfe ernannt. Beliebt waren seine außerordentlichen Vorlesungen: im Wintersemester zur Behandlung von Verrenkungen und Knochenbrüchen, im Sommersemester zur Wundarzneikunst. Gegen alle Widerstände setzte Hartenkeil die Pockenimpfung durch. Wissenschaftliche Anerkennung brachte ihm die 1790 gegründete „Medicinisch-chirurgische Zeitung“.
Nach der Säkularisation sah Hartenkeil die Chance zur Neuordnung des Medizinalwesens. Er gewann Kurfürst Ferdinand 1804 für die Gründung der Medizinischen Fakultät, die allerdings bereits nach drei Jahren wieder geschlossen wurde.
Dr. Christoph Brandhuber