In den „verwunschenen Bergen“ Albaniens

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Das jahrzehntelang isolierte Albanien hat sich zu einer beliebten Urlaubsdestination entwickelt. Während der Tourismus in den Küstenregionen boomt, findet man in den Bergen Nordalbaniens und in der Grenzregion zum Kosovo und zu Montenegro immer noch viel unberührte Natur und authentische Gastfreundlichkeit.

Jahrzehntelang war das kleine Land am Balkan vom Rest Europas weitgehend abgeschnitten. Das paranoide Regime von Enver Hoxha (1908-1985) führte das Land in die Selbstisolation, die Erfahrungen mit den faschistischen Besatzern zwischen 1939 und 1944, aber auch die sprachlichen und kulturellen Unterschiede begünstigten die Isolationspolitik. Heute ist Albanien hipp, Albanien gehört zu den angesagten Reisedestinationen. Der Tourismus gilt in dem knapp drei Millionen Einwohner zählenden Land als die wirtschaftliche Zukunftshoffnung. Wer das authentische Albanien sucht, ist im gebirgigen Norden genau richtig.

Während es an den Adriastränden bereits richtig touristisch zugeht, ist man in den Grenzbergen zum Kosovo und zu Montenegro noch im ursprünglichen Albanien. Auch wenn die Gipfel des Prokletije-Gebirges (albanisch: Bjeshkët e Nemunaden) den Beinamen „verwunschene Berge“ tragen: Für Wanderungen über einsame Almen und Pässe ist die Region ideal. Die Hauptrouten sind ausgezeichnet markiert, die Entfernungs- und Zeitangaben auf den Wegweisern sind präzise. Auch der Wetterbericht ist erstaunlich genau, Gewitterwarnungen inklusive. Die technischen Anforderungen sind überschaubar, die Bergwelt ist – grob gesprochen – mit jener der Niederen Tauern vergleichbar. Entsprechend muss auch die Ausrüstung für einen Wanderurlaub sein, selbst für geführte Touren sollte man eine solide alpinistische Grundausbildung und auch Kondition mitbringen. Die Sache mit den Hirtenhunden Auch wenn es auf den markierten Wanderrouten insgesamt technisch meist moderat zugeht: Unfälle braucht man hier noch weniger als in den heimischen Alpen, denn eine funktionierende Rettungskette gibt es nicht. Im Fall des Falles wäre man auf die Hilfe der Einheimischen angewiesen, wobei das nächste Dorf in der menschenleeren Bergregion oft einen halben Tagesmarsch entfernt ist. Besonders gefährlich ist die Gegend freilich nicht. Mit den hier lebenden Bären und Wölfen kommt man so gut wie nie in Berührung – ein Dose Pfefferspray im Rucksack kann allerdings nicht schaden. Eher schon sollte man auf die Giftschlangen yaufpassen, eine lange Hose ist von Vorteil, hohe Bergschuhe sind ohnehin Pflicht. Die gefährlichste Tierart hier ist der Hirtenhund. Die mächtigen Hunde sind zwar grundsätzlich friedlich, kommt man aber ihren Herden zu nahe, werden sie schnell sehr ungemütlich. Der Beiname „Bärentöter“ sagt einiges über die Kampfkraft der Hunde aus. Seinen eigenen Hund sollte man auf jeden Fall zu Hause lassen, die Hirtenhunde würden ihn als Bedrohung für das ihnen anvertraute Vieh sehen und mit dem mitteleuropäischen Bello kurzen Prozess machen. Peaks of the Balkans Leuchtturmprojekt des Bergtourismus in den verwunschen Bergen ist die Route „Peaks of the Balkans“.

Der Weitwanderweg ist ein transnationaler Trail und führt in zehn Tagesetappen über zirka 10.000 Höhenmeter durch Albanien, den Kosovo und durch Montenegro. Ruhetage, Varianten und Abstecher auf die umliegenden Gipfel sind zusätzlich möglich. Der Weitwanderweg wurde offiziell eröffnet, 2013 wurde er vom Tourismus-Weltverband mit dem Award „Tourism of Tomorrow“ ausgezeichnet. Die Auszeichnung hat das Wanderprojekt auch für seine ökologische Ausrichtung erhalten. Die Unterkünfte und Gaststätten in den Dörfern entlang des Weges verwenden meist ausschließlich regionale Produkte. Ein wenig Komfortverzicht muss man zwar in Kauf nehme, dafür gibt es aber Schaffleisch direkt vom Hof, dazu einen hervorragenden Brennesselspinat und ein großes Glas Raki hinterher. Dass man am Weg „Peaks of the Balkans“ eine über Jahrzehnte nahezu unüberwindbare Grenz überschreitet, wird der Wanderin und dem Wanderer spätestens dann klar, wenn man an den Ruinen der albanischen Bunkeranlagen und den verfallenen Unterkünften der Yugoslawischen Volksarmee vorbeikommt. So gesehen, sind die „Peaks oft he Balkans“ auch ein antinationalistisches Projekt der Völkerverständigung.

Infos zur international prämierten Rundtour „Peaks of the Balkans“: www.peaksofthebalkans.com

Literaturtipps: Max Bosse und Kathrin Bosse-Steinweg, Peaks of the Balkans – Dreiländerrundweg Kosovo, Albanien, Montenegro. Sepp Friedhuber, Albanien – Natur und Kultur, Verlag ADEVA. In Österreich bietet beispielsweise die Agentur Weltweit Wandern geführte Bergreisen in Albanien an: www.weltweitwandern.at

 

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