Wald tut gut – gerade jetzt!

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Etwas Gesünderes und Erholsameres als einen entspannenden Waldspaziergang kann man sich in harten Zeiten wie diesen kaum gönnen. Wald tut einfach gut. In jeder Hinsicht. 

Der österreichische Biologe und Buchautor Clemens Arvay sammelt seit Jahren internationale Forschungsergebnisse zur Wirkung des Waldes auf unsere Gesundheit. Er ist überzeugt: „Der Wald hilft uns gegen Depressionen, gegen psychische Stressbelastungen und Burnout. Aber er stärkt auch unser Immunsystem, kann uns vor ernsthaften chronischen Krankheiten schützen und sogar vor Herzinfarkt.“ Unbestritten ist, dass Waldluft 90 Prozent weniger Staubteilchen enthält als Stadtluft, stattdessen aber Substanzen, die sich positiv auf unsere Gesundheit auswirken. Schon allein der Anblick von Bäumen, so ein Artikel im Magazin „Science“, der aus einer Studie britischer Wissenschaftler zitiert, ist messbar positiv. Patienten, die nach einer OP aus dem Krankenhausfenster ins Grüne schauten, wurden schneller gesund als die, die nur auf eine Hausmauer sahen. Die Patienten mit Baumblick benötigten auch weniger Schmerzmittel.

Gesundheitsvorsorge Waldbesuch 

Bei einem Waldspaziergang atmen wir Stoffe ein, mit denen Pflanzen untereinander Botschaften austauschen - sogenannte Terpene. Sie stärken unser Immunsystem. Für eine Studie der Nippon Medical School in Tokio quartierten die Forscher zwölf Testpersonen in einem Hotel ein. Bei der einen Hälfte wurde die Atemluft in der Nacht mit einem Mix aus Waldluft angereichert. Am nächsten Tag wiesen die Blutproben genau dieser Teilnehmer eine deutlich höhere Zahl und Aktivität der körpereigenen Killerzellen auf. Für Studienleiter Professor Qing Li eine bahnbrechende Erkenntnis. „Mein Experiment hat gezeigt, dass die Terpene Immunzellen wie die natürlichen Killerzellen stimulieren, und das verstärkt die Wirkung der Immunfunktion“, sagt er. In Japan sind Waldbesuche schon seit Jahren Teil der Gesundheitsvorsorge. Der Begriff „Shinrin-yoku“ bedeutet übersetzt „Waldbaden“ und ist eine japanische Tradition. 

Biodiversität senkt Allergierisiko

Seine grenzenlose Biodiversität macht den Wald zum „Alleskönner“, betont auch die Forscherin Daniela Haluza von der MedUni Wien, die seit dem Vorjahr als stellvertretende Leiterin im europaweiten Projekt „Dr. Forest: Baumdiversität und Gesundheit“ fungiert und sich intensiv mit dem Thema Wald auseinandersetzt. „Die Natur“, so Daniela Haluza, „gilt generell als verlässliche Quelle für Arzneien zur Bekämpfung und Linderung von Krankheiten. Ein Beispiel ist der Wirkstoff für Aspirin C aus der Silberweide. Und das Potenzial ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft“, betont Haluza. Außerdem fungiert der Wald mit seiner Biodiversität durch Verdünnungseffekte als Schutzschild gegen diverse Krankheitserreger: „Das Risiko, in artenarmen Gegenden an durch Zecken übertragene Borreliose zu erkranken, ist höher im Vergleich zu standortgerechten Misch­wäldern. Dort leben zum Beispiel Mäuse, die ideale Wirtstiere für Krankheitserreger darstellen“, erklärt die MedUni Wien-Waldforscherin. Immer mehr Menschen leben in urbanen Ballungszentren – immer mehr Menschen leiden an Allergien und Asthma. Gesundheitsexpertin Haluza zeigt auch hier den Zusammenhang auf: „Jugendliche, die auf dem Land aufwachsen und daher mit einer größeren Menge an Mikroorganismen in Kontakt kommen, leiden seltener an Allergien und Asthma als ihre städtischen Altersgenossen.“ In einer erst vor kurzem publizierten Studie ging die Waldforschungsarbeitsgruppe der Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin auch der Frage nach, welche Plätze in Wäldern besonders erholsam sind. Das Ergebnis der Forschungsarbeit mit etwa 100 Studienteilnehmerinnen, die zweieinhalb Stunden durch den oberösterreichischen Hallerwald wanderten: Eine offene Lichtung mit Farnbewuchs und ein kleiner Bach wurden als erholsamer bewertet als ein Platz mit dichtem Fichtenbewuchs, an dem es eher dunkel war. Haluza: „Schon vorangegangene Studien haben gezeigt, dass wir Menschen die Kombination von Grün und Blau, also Wasser, als angenehm empfinden.“ Im „Dr. Forest“-Projekt, in das WissenschafterInnen aus den Bereichen Ökologie, Medizin, Biologie und Forstwissenschaft involviert sind, wird drei Jahre lang die gesundheitsfördernde Wirkung von unterschiedlichen Waldkulturen genauer untersucht. Weiters erforscht das von der EU geförderte Projekt, inwieweit Klangvielfalt – zum Beispiel Geräusche durch Vögel, Frösche oder Heuschrecken – in artenreichen Wäldern die Erholung und die Verminderung von Stress beim Menschen beeinflusst.

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