von Thomas Neuhold
„Bergsport ist Motorsport“, lautet ein altes Bonmot in der Bergsteigerszene. Wandern, Klettern, Bergsteigen ist oft eine ziemlich Pkw-intensive Angelegenheit.
Spricht man mit langjährig aktiven Alpinisten und Alpinistinnen über die Gefahren ihrer Leidenschaft, dann hört man neben Geschichten von tödlich verunglückten Bergkameraden oft: „Auf Fahrt zum oder vom Berg ist es auch schon knapp hergegangen.“ Da der Autounfall als Risiko gesellschaftlich allgemein akzeptiert wird, dient dies natürlich in erster Linie der Relativierung alpiner Gefahren – auch wenn tatsächlich viele Bergsteiger und Bergsteigerinnen bei der An- oder Abreise verunfallen. Hinter dieser Relativierung steckt aber noch etwas anderes: Am Anfang und am Ende fast aller bergsportlichen Aktivitäten steht eine Autofahrt. Ein kleines Rechenbeispiel: Für eine Bergwanderung von der Stadt Salzburg aus darf man tour-retour gerne 100 Autokilometer rechnen. Wer im Jahr 30 Touren unternimmt, hat gleich 3000 Kilometer mehr am Tacho; wer öfters in den Lungau unterwegs ist, darf pro Tour mindestens 200 Kilometer rechnen. So gesehen, ist der Bergtourismus gar nicht so sanft, wie er oft scheint.
Mit Öffis kaum machbar
Dass liegt freilich nicht nur an den Bergfexen selbst. Die meisten Unternehmungen lassen sich einfach nicht oder nur sehr schwer mit öffentlichen Verkehrsmitteln machen. Eine Firn-Skitour im Frühjahr mit Start sechs Uhr morgens ist mit Öffis einfach nicht drinnen, viele Ausgangspunkte für Bergunternehmungen sind sommers wie winters mit den Öffentlichen nicht erreichbar. Ausnahmen wie etwa Obertauern (Bus) oder Bad Gastein (Zug) bestätigen die Regel. Die Appelle der alpinen Vereine, die zurückgelegten Kilometer sollten in einer vernünftigen Relation zu den absolvierten Höhenmetern stehen, verhallen (notgedrungen) oft ungehört.
Postbus-Touren
Es gibt freilich auch gegenteilige Entwicklungen. Viele alpine Vereine publizieren regelmäßig Broschüren zum autolosen Wandern. Vielerorts wurden mit Wanderbussen ganze Täler von der Blechlawine befreit. Und immer öfter ist zu beobachten, dass Bergsteiger und Bergsteigerinnen aus eigenem Antrieb zumindest partiell auf das Auto verzichten und nicht mehr „bis zum Anschlag“ in den Talschluss fahren. „Bike & Hike“ heißt der Trend und so wird vom Tal bis zum eigentlichen Start der Bergtour eben geradelt. Und immer mehr, vor allem Jüngere, entdecken den Postbus neu. Gerade für Wanderungen im Salzkammergut bieten sich durch die Taktverdichtung der Linie 150 und ihrer Folgelinien inzwischen eine ganze Menge solcher Postbus-Touren an. Die Salzburger Journalistin Stefanie Ruep absolviert viele ihrer Unternehmungen ausschließlich mit dem Postbus: „In einigen Gebieten ist der Takt bereits so attraktiv, dass ich nicht darüber nachdenke, wann ich bei der Bushaltestelle sein muss. Ein großes Plus von Öffi-Touren ist auch, dass sich Überschreitungen gut anbieten. Denn es ist nicht notwendig zurück zum Ausgangspunkt zu gehen. Wobei jeweils jene Seite als Endpunkt gewählt werden sollte, die den besseren Takt hat.“
Zugeparkte Almen und Gipfel
Das Salzkammergut ist aber auch ein Beispiel dafür, dass Bergsport ausschließlich Motorsport im schlechtesten Sinn des Wortes sein kann. Entlang der Wolfgangsee-Bundesstraße und in der Osterhorngruppe führen zahllose private Mautstraßen mitten in die Almgebiete – am Salzburger Gaisberg führt die Straße kostenlos in den unmittelbaren Gipfelbereich. Shuttlebusse gibt es so gut wie keine und wenn – wie am Gaisberg – ein Bus fährt, ist der Fahrplan denkbar unattraktiv. Die Folgen sind bekannt: Auf manchen Almen sind an schönen Wochenenden oft mehr Autos als Kühe, am Gaisberg muss die Polizei sogar regelmäßig Straßensperren verhängen. In all diesen Fällen heißt es dann: Viele Kilometer – null Höhenmeter.
Viele Tipps für naturverträglichen Bergsport findet man auf der Website des Alpenvereines: