Der kalte Osten von Grönland

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Seit der US-Imperialismus ganz offen sein Interesse am rohstoffreichen Grönland formuliert, ist die überwiegend eisbedeckte Insel plötzlich ins Interesse der Weltöffentlichkeit gerückt. Wie es in Grönland abseits der Klischeebilder tatsächlich aussieht, weiß hierzulande freilich kaum jemand. 

Eis, Schnee, Kälte und ganz verstreut in paar Menschen – die Grönland-Klischees sind schnell erzählt. Ganz so einfach ist es allerdings nicht; oder wussten Sie, dass es im Südwesten der größten Insel unseres Planeten sogar ein kleines Wäldchen gibt? So lebensfeindlich, wie viele glauben, ist Grönland nämlich gar nicht – die Wikinger gaben der Insel nicht von irgendwoher den Namen „Grünland“. Die Westseite ist durch die Ausläufer des Golfstromes begünstigt, hier findet sich an der Küste auch die Hauptstadt Nuuk und hier lebt auch der Großteil der etwa 56.000 Grönländer und Grönländerinnen.

Bis heute ist Grönland Teil des Königreiches Dänemark, wenn auch mit großen Autonomierechten. Eine endgültige Loslösung von der Kolonialmacht Dänemark stand in den vergangenen Jahrzehnten nie zur Diskussion, ohne dänische Unterstützung wäre die insgesamt überraschend moderne Infrastruktur nicht aufrechtzuerhalten. Wobei die dänische Kolonialgeschichte auch ausgesprochen brutale Seiten hat: Noch in den 1970er-Jahren wurde jungen Grönländerinnen zwangsweise eine Spirale zur Verhütung eingesetzt, um die Geburtenrate zu drosseln. Es war ein stiller Genozid.

Der lebensfeindliche Osten

Wie gesagt, der Großteil der Grönländer und Grönländerinnen lebt an der Westküste. Deutlich einsamer und kälter geht es an der Ostküste zu. Hier sorgt der Polarstrom für ein ziemlich raues Klima. In der „Hauptstadt“ Tasiilaq leben rund 2000 Menschen, insgesamt leben an der Ostküste etwa 3500 Menschen. Der Begriff Hauptstadt mag übertrieben klingen, ist es aber nicht: Es gibt ein satellitengestütztes Internet, ein Postamt, eine Kirche, ein dänisches Hospital, einen Supermarkt sowie Schule und Kindergarten. Es gibt auch eine Bar, in welcher der Salzburger Musiker Hubert von Goisern 2012 ein viel beachtetes Konzert gegeben hat.

Im Osten ist Grönland ein wenig so, wie man es sich gemeinhin vorstellt: Tasiilaq ist monatelang vom Packeis eingeschlossen, die Versorgung mit Frachtschiffen funktioniert nur in der wärmeren Jahreszeit. Vor der Küste treiben riesige Eisberge. Im Winter steht für Notfälle bestenfalls ein Hubschrauber zur Verfügung und der nicht immer. Die Vegetation ist 100 Kilometer südlich des Polarkreises überschaubar: Nur in den zwei Sommermonaten ist es kurz etwas grüne, wobei die Pflanzenwelt sich nur geduckt in Gunstlagen ausbreiten kann. Aber auch hier wird es rasch wärmer – der Fjord von Tasiilaq ist oft schon Anfang Mai eisfrei.

Wenig Tourismus

Die sozialen Probleme sind enorm: Die Mehrheit der Menschen lebt direkt oder indirekt von der dänischen Sozialunterstützung. Wer kann, zieht weg, nach Nuuk oder gleich nach Kopenhagen. Das Nichtstun ist erzwungen: Die Robbenjagd ist als einstige Haupteinnahmequelle nach den ziemlich undifferenzierten Greenpeace-Kampagnen fast zum Erliegen gekommen; die Inuit haben zwar inzwischen wieder Jagdkontingente für Robben und geringe Kontingente für Wale und Eisbären bekommen, können aber ihre Produkte kaum mehr verkaufen. Der Markt für Robbenfelle beispielsweise ist so gut wie nicht mehr existent. Kommt es wirklich zu einem Einmarsch der US-Amerikaner werden die Probleme wohl eher größer denn kleiner.

Auch der Tourismus spielt hier eine ziemlich untergeordnete Rolle. Etwa zwei- bis dreitausend naturbegeisterte Menschen kommen jährlich nach Tasiilaq. Die Anreise über Island, den ehemaligen Militärflughafen Kulusuk auf Grönland und weiter mit Hubschrauber oder Jagdboot ist mühsam und kostspielig. Dass der Tourismus nicht richtig in Schwung kommen will, liegt auch an der Erreichbarkeit: Einmal geht der Hubschrauber nicht, einmal ist das Packeis auch für die starken Jagdboote zu dicht. Verzögerungen bei der Rückreise von einer Woche muss man einkalkulieren.

Unvergleichliches Naturerlebnis

Wer sich aber nicht abschrecken lässt und nach Ostgrönland kommt, auf den warten unvergleichliche Naturerlebnisse. Im Frühling ist man am besten mit Tourenskiern oder Schneeschuhe unterwegs, im kurzen Sommer kommt man sogar mit festen Bergschuhen ein Stück weit. Ein Abenteuer ist es so oder so, denn außerhalb der Ortschaft Tasiilaq hat man immer ein Jagdgewehr im Rucksack: Eisbären sind unberechenbar und scheuen auch vor Angriffen auf Menschen nicht zurück. Wer dann auf einem der Tasiilaq umgebenden Berggipfel steht, schaut in Unendlichkeiten: Auf der einen Seite das Eismeer mit seinem Packeis und den wie Kathedralen in den Himmel ragenden Eisbergen, auf der anderen Seite das gewaltige Inlandeis, das abgesehen von den Küstenregionen die gesamte Insel bedeckt. Und wenn das Wetter mitspielt am Abend Polarlichter der Extraklasse.

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