von Dr. Brigitte Gappmair
Jede Form der Intelligenz steht für besondere Talente und Fähigkeiten, was hilfreich sein kann bei der Berufswahl. Alle diese speziellen Intelligenzen lassen sich gezielt trainieren und steigern.
Ob ein Intelligenz-Test, wie ausgeklügelt und genau er auch immer sein mag, wirklich alles misst, was zur Intelligenz eines Menschen gehört, darüber diskutiert die Fachwelt seit Jahrzehnten. Einfache IQ-Tests messen in der Regel nur drei Facetten von Intelligenz: die sprachliche, die logisch-mathematische und die räumliche Intelligenz. Will man es doch noch etwas genauer wissen, zählen jedenfalls auch die soziale und emotionale Intelligenz zum breiten Spektrum der geistig-emotionalen und kognitiven Fähigkeiten menschlicher Individuen. Wobei manche Experten vor allem die soziale Intelligenz als besonders wichtig erachten, geht es dabei doch um die Fähigkeit, sich in andere Menschen einfühlen zu können, also um Empathie, und somit darum, mit anderen angemessen kommunizieren zu können. Dem Professor für Psychologie an der Harvard University, Howard Gardner, genügt all das noch nicht, um menschliche Intelligenz darstellen und messen zu können. Er befand schon in den 1980er Jahren: „Zur Intelligenz gehöre noch viel mehr als das“. In seinem Buch „Frames of Mind“ hat er daher die Theorie der multiplen Intelligenzen aufgestellt: acht verschiedene Arten von Intelligenz, die das Profil von Menschen besser wiedergeben – und die unter anderem bei der Berufswahl helfen, wenn man sie kennt und sich danach orientiert. Das kann entscheidend dafür sein, ob man sich wohl fühlt bei seiner Arbeit, sie gerne und damit meist auch erfolgreich macht und – ganz einfach gesagt – glücklicher ist im Leben. Nach den Erkenntnissen von Howard Gardner hat jeder Mensch mehrere voneinander relativ unabhängige Intelligenzen – und eine Stärke bei einer von ihnen sagt daher nichts über die Stärke (oder Schwäche) bei den anderen aus. Problematisch findet Gardner, dass der gängige Blick auf die Intelligenz dazu führt, dass Menschen in plumpe Kategorien eingeteilt werden: von hochbegabt, über durchschnittlich intelligent bis minder-intelligent. Gardner: „IQ-Tests werden den Stärken und Schwächen von Menschen nicht gerecht. Zu jedem Zeitpunkt hat ein Mensch ein einzigartiges Profil, das sowohl auf genetische (Vererbbarkeit) als auch auf Erfahrungsfaktoren zurückzuführen ist.“ Nur: Wenn es kein Bewusstsein für das Profil der verschiedenen Intelligenzen bei einem bestimmten Menschen gibt, dann nimmt es diesem auch die Chance, seine eigenen Stärken und Schwächen zu reflektieren – und sich zum Beispiel für einen Beruf zu entscheiden, der ihm liegt und in dem er nicht nur außergewöhnlich gut sein könnte, sondern auch zufrieden. Zu wissen, welche der acht Intelligenzen bei einem selbst hoch ausgeprägt ist, kann die Entscheidung für eine Ausbildung, ein Studium oder einen konkreten Job daher enorm erleichtern. Wichtig dabei zu wissen: Die heutige Intelligenzforschung sieht Gardners Theorie zumeist kritisch, da sie empirisch nur schwer überprüfbar ist. Bis heute gibt es auch keinen klassischen Test zu den multiplen Intelligenzen. Forscher heute sagen, dass die acht Intelligenzen eher in den Bereich der Persönlichkeitsmerkmale fallen, als dass sie „echte“ Unterformen der Intelligenz sind. Trotzdem ist das Konzept vor allem in der Pädagogik noch immer beliebt. Warum? Weil die acht Intelligenzen es einem relativ leicht machen, die eigenen Stärken und Schwächen auszuloten – und dabei für viele besser greifbar sind als der Wert eines IQ-Tests.
Die acht Arten von Intelligenz nach Prof. Howard Gardner
- Zur logisch-mathematischen Intelligenz [1] gehört die Fähigkeit, Probleme logisch zu analysieren, mathematische Operationen durchzuführen und wissenschaftliche Fragen zu untersuchen.
- Zur Sprachlich-linguistische Intelligenz [2] gehören die Sensibilität für die gesprochene und die geschriebene Sprache, die Fähigkeit, Sprachen zu lernen, und die Fähigkeit, Sprache zu bestimmten Zwecken zu gebrauchen.
- Zur räumlichen Intelligenz [3] gehört der theoretische und praktische Sinn einerseits für die Strukturen großer Räume, andererseits aber auch für das Erfassen der enger begrenzten Raumfelder.
- Musikalische Intelligenz [4] bedeutet die Begabung zum Musizieren, zum Komponieren und Sinn für die musikalischen Prinzipien.
- Die körperlich-kinästhetische Intelligenz [5] enthält das Potenzial, den Körper und einzelne Körperteile zur Problemlösung oder zur Gestaltung von Produkten einzusetzen.
- Die intrapersonelle Intelligenz [6] ist die Fähigkeit, die eigenen Gefühle, Stimmungen, Schwächen, Antriebe und Motive zu verstehen und zu beeinflussen. Diese Personen haben nach Gardner ein zutreffendes mentales Modell ihrer Persönlichkeit, das ihnen hilft, in verschiedenen Situationen die eigenen Verhaltensweisen zu antizipieren.
- Als Interpersonale Intelligenz [7] wurde die Fähigkeit bezeichnet, auch unausgesprochene Motive, Gefühle und Absichten anderer Menschen nachempfindend zu verstehen (vergleichbar mit Empathie) und deren Stimmungen und Emotionen zu beeinflussen.
- Die naturalistische Intelligenz [8] umfasst die Fähigkeit, Naturphänomene zu beobachten, zu unterscheiden, zu erkennen, sowie eine Sensibilität für sie zu entwickeln.
Jede Form der Intelligenz lässt sich trainieren
Die Intelligenz eines Menschen wird durch die Ausprägung all dieser Fähigkeiten bestimmt. Dabei sind Intelligenz-Formen nicht starr – Fähigkeiten können erweitert oder vermindert werden. Das bedeutet auch, Intelligenz kann im Laufe des Lebens zu- oder abnehmen. Die geistige Leistungsfähigkeit lässt sich demnach auch gezielt trainieren. Wer Defizite bei sich feststellt, zum Beispiel sein logisches Denkvermögen als unzureichend einschätzt, kann dagegen etwas tun. Hier bietet Gehirntraining eine gute Methode, um diese Fähigkeit zu verbessern. Beim Gehirntraining wird an speziell konzipierten Übungen nachweisbar die Intelligenz gesteigert. Ein abwechslungsreiches und motivierendes Training, das die Lernziele klar vorgibt, ist zu empfehlen. Es sollte individuell und auf die persönlichen Bedürfnisse angepasst sein. Außerdem sollte ein Gehirntraining gewählt werden, das auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Methoden beruht. Nur so kann gewährleistet werden, dass sich der gewünschte Erfolg einstellt.
Intelligenz in Relation zu Einkommen und Klima
Der dargestellte IQ wurde aus den Ergebnissen von 9 internationalen Studien gebildet und dem Durchschnittseinkommen und staatlichen Ausgaben für Bildung der Jahre 1990 bis 2010 gegenüber gestellt. Wie in der obigen Tabelle ersichtlich, scheint es eine Verbindung zwischen Einkommen und Höhe des IQ nur bedingt zu geben. Zwar tauchen unter den ersten Plätzen vorwiegend Länder mit hohem Einkommen auf, jedoch auch solche mit weit geringerem Einkommen wie China oder osteuropäische Staaten.
Was sagen Intelligenz-Tests aus, was bedeutet der IQ?
Die Wissenschaft definiert den Intelligenztest als „ein Instrument der psychologischen Diagnostik zur Messung der Intelligenz einer Person“. Da Intelligenz unterschiedlich definiert wird, gibt es sehr verschiedenartige Intelligenztests. Dabei geht man davon aus, dass Leistungsunterschiede in Intelligenztests auch Unterschiede der kognitiven Leistungsfähigkeit im täglichen Leben abbilden. Psychologische Tests werden als Hilfsmittel zum Finden einer optimalen Entscheidung im Rahmen verschiedener diagnostischer Fragestellungen eingesetzt. Auch verschiedene klinische Fragestellungen (Vorliegen von Erkrankungen wie Demenz oder Intelligenzminderungen oder die Anwendung beruflicher Rehabilitationsmaßnahmen) können die Erfassung der Intelligenz notwendig machen. Aus den Ergebnissen eines Intelligenztests errechnet man nach einer einfachen mathematischen Formel den Intelligenz-Quotienten (IQ), der sich international als anerkannter Vergleichswert durchgesetzt hat. Als der Forscher Alfred Binet um das Jahr 1900 damit beauftragt wurde, einen Test zu entwickeln, der aufzeigt, welche Schulkinder eine spezielle Betreuung brauchen, entwickelte er den Vorläufer heutiger IQ-Tests. Diese Tests weisen eine typische IQ-Verteilung auf. Daran hat sich bis heute grundlegend nichts geändert.Generell sind die IQ-Werte so definiert: 0 bis 20: schwerste Intelligenzminderung, 20 bis 34: schwere Intelligenzminderung, 35 bis 49: mittelgradige Intelligenzminderung, 50 bis 69: leichte Intelligenzminderung, 70 bis 84: Lernbehinderung, 85 bis 115: Normalbereich, 116 bis 129: überdurchschnittliche Intelligenz, ab 130: Hochbegabung! Der IQ Durchschnitt ist immer 100 und bezieht sich auf die Vergleichsgruppe, wobei die Normalverteilung 15 beträgt. Das heißt, Ihr IQ ist im Normalbereich, wenn er zwischen 85 und 115 beträgt.
Wie intelligent bin ich wirklich?
Für alle, die es genauer wissen wollen, hier einige als seriös bewertete Online-Intelligenztests unterschiedlicher Längen auf den folgenden Internetseiten: Ein sehr guter Online-IQ-Test wird von der Süddeutschen Zeitung angeboten. Der 60-minütige Test umfasst 86 Aufgaben und verrät Ihnen direkt im Anschluss, ob Sie richtig lagen.
https://iqtest.sueddeutsche.de
Einen vorbereitenden IQ-Kurztest bietet Mensa.de, das Netzwerk für Hochbegabte. Er ist kostenlos und dauert etwa 20 Minuten. Neben dem kostenfreien Kurztest können Sie hier auch Zugang zu wissenschaftlichen Intelligenztests zum Preis von 60 Euro bekommen.
www.mensa.de
Die Mercator Science and Technology Park Radboud University in Nijmegen bietet online mit je acht Fragen kostenlose Demoversionen mit zwei verschiedenen IQ-Tests: kulturübergreifend und klassisch. Für die Vollversionen werden 9,50 Euro fällig.
www.123test.com
Wer seine Intelligenz ohne Zeitdruck testen möchte, kann dies bei einem weiteren holländischen Anbieter tun. Dort finden Sie zudem Links zu vielen weiteren Logik-, Wissens- und Persönlichkeitstests.
www.testedich.de
Bei Plakos.de können Sie einen vierminütigen IQ-Kurztest absolvieren und eigene Fragen vorschlagen.
www.plakos.de