Das Universitätsinstitut für Transfusionsmedizin in Salzburg versorgt und berät alle Kliniken des Bundeslandes Salzburg im Bereich der Hämo- und Zelltherapie. Zu den fachspezifischen Aufgaben zählt die Aufbringung, Herstellung und Weiterentwicklung von konventionellen und speziellen Blutprodukten. Aber auch Forschung spielt eine zentrale Rolle. Seit Februar gibt es ein Ludwig Boltzmann Institut für Nanovesikuläre Präzisionsmedizin an der Paris Lodron Universität Salzburg unter der Mitwirkung der Transfusionsmedizin des Uniklinikums und des GMP Labors der Paracelsus Medizinischen Universität Salzburg.
Die Transfusionsmedizin befasst sich mit allen Aspekten der Behandlung von Patienten mit Blut und therapeutischen Zellen. Also mit der gesamten Transfusionskette. Dazu zählt unter anderem das Festlegen der Spendetauglichkeit, die Blutspende (mittels Vollblut- und Apheresetechniken), Herstellung und Testung und Freigabe von Blutprodukten, prätransfusionelle Testung und Auswahl der Blutprodukte sowie klinische Anwendung und deren potentiellen unerwünschten Wirkungen (Hämovigilanz). Zudem sind die therapeutische Zellspende (hämatopoetische Stammzellen, Lymphozyten) sowie therapeutische Aphereseverfahren wichtige Bestandteile der Transfusionsmedizin – etwa für Leukämiepatienten. Das breite Spektrum zwischen Routineversorgung mit Blutprodukten für das ganze Bundesland Salzburg und Forschungstätigkeiten andererseits, ist Chance und Herausforderung zu gleich.
Apherese
Der Begriff „Apherese“ leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet „wegnehmen“. Hierbei werden mithilfe eines technischen Gerätes bestimmte Bestandteile gezielt aus dem Blut entfernt. Dieses Verfahren wird sowohl zur Spende von Blutbestandteilen (Blutplasma, Blutplättchen, etc.) als auch zur Behandlung von unterschiedlichen Erkrankungen angewendet. „Ein Forschungsschwerpunkt des Universitätsinstitutes für Transfusionsmedizin, geleitet von Priv. Doz. Dr. Christoph Grabmer, liegt hierbei auf der Behandlung von Abstoßungsreaktionen nach Transplantationen mittels extrakorporaler Photopherese“, erklärt Institutsvorständin Prof. Dr. Eva Rohde. Bei dieser Therapieform werden dem Patienten weiße Blutzellen mittels Apherese entnommen, anschließend mit UV-Licht bestrahlt und dem Patienten wieder reinfundiert. An der Transfusionsmedizin der Universitätsklinik Salzburg werden so etwa autologe (körpereigene) Stammzellen für Blutstammzelltransplantationen gesammelt.
Krebsimmuntherapie
Des weiteren ist die UIT maßgeblich an der Durchführung von neuesten Krebsimmuntherapien wie der CAR-T-Zelltherapie am Standort Salzburg beteiligt. Diese Form der Zelltherapie beinhaltet die Sammlung von Immunzellen des Patienten, welche außerhalb des Körpers gentechnisch verändert werden, um bei der Rückgabe an den Patienten gezielt Krebszellen angreifen zu können.
Gepooltes humanes Plättchenlysat (pHPL)
Aus Blutplättchen (auch Thrombozyten genannt) von gesunden Blutspendern wird an der Transfusionsmedizin "Gepooltes humanes Plättchenlysat (pHPL)" unter Einhaltung der arzneimittelrechtlichen Vorgaben hergestellt. Dieses pHPL hat sich als Wachstumszusatz und damit als Ersatz für das üblicherweise verwendete "Fetale Kälberserum" in Zellkulturen bewährt. Die im pHPL enthaltenen Wachstumsfaktoren, Hormone und Zytokine führen zu einer starken Vermehrung von menschlichen Zellen in Kultur und haben auch Einfluss auf die Zellfunktion. „Welche Inhaltsstoffe genau für bestimmte Effekte verantwortlich sein können und wie die Produktion von pHPL optimiert werden kann, sind zentrale Fragen der Forschungstätigkeit geleitet von Univ. Prof. Dr. Katharina Schallmoser“, der Stellvertreterin von Eva Rohde.
Arzneimittelherstellung
Konventionelle Blutprodukte: diese werden seit mehr als 100 Jahren hergestellt und sind als lebensrettende Therapieform etabliert, so auch in Salzburg. Aus dem Rohstoff Blut werden durch Zentrifugation die verschiedenen Komponenten voneinander getrennt. Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) setzen sich unten ab. Darüber befindet sich eine Schicht mit Blutplättchen (Thrombozyten) sowie das zellfreie Blutplasma. Nach der Zentrifugation werden Erythrozyten und Plasma jeweils in separate Beutel überführt. Danach bleibt eine Schicht übrig, die Thrombozyten enthält, woraus dann letztendlich Thrombozytenkonzentrate hergestellt werden. Diese Blutkomponenten werden dann je nach Bedarf gezielt zur Transfusion von Patientinnen und Patienten verwendet.
Innovative Produkte aus menschlichen Zellen: Seit 2011 wurde unter der Leitung von E. Rohde ein pharmazeutisches Herstellungslabor zur Verarbeitung von Zellen etabliert. Unter Einhaltung der guten Herstellungspraxis (Good Manufacturing Practice, GMP) werden in dieser „GMP-Einheit“ zukünftige Therapieformen aus menschlichen Stammzellen oder von Zellen abgesonderte Nanovesikel aufbereitet und getestet. Das Forschungsprogramm „Nanovesikuläre Therapien“ geleitet von Univ. Doz. Dr. Mario Gimona an der PMU, millionenschwere Förderungen von Projekten wie „Extracellular Vesicle Theralytic Technologies, (EV-TT)“ seit 2017 sowie die Ausgründung der „Small New World Laboratories“ sind eine direkte Folge daraus. Die Beteiligung von M. Gimona und E. Rohde am neu gegründeten Ludwig Boltzmann Institut „Nanovesikuläre Präzisionsmedizin“ an der Paris Lodron Universität Salzburg ist ein weiterer Meilenstein, der die Bedeutung der Forschung mit Nanovesikeln unterstreicht.
Was leistet die Transfusionsmedizin?
- Produktion von Blut-Produkten aus gespendeten Vollblut (in enger Kooperation mit dem Roten Kreuz im Blutspende-Management – Salzburg Stadt und Land).
- Versorgung der PatientInnen in Salzburg Stadt und Land bei Bedarf von Fremd-Blut nach starken Blutungen, oder bei fehlender eigener Blutbildung mit zielgerichteten Medikamenten, hergestellt nach pharmazeutischen Standards aus menschlichem Blut.
- Sicherheitstests zur Verträglichkeit von Blut und Minimierung des Transfusionsrisikos
- Beratung von ärztlichen Teams in der Behandlung komplexer, das Blut und Immunsystem betreffende Erkrankungen mit Bedarf für spezielle Blutprodukte.
- Anwendung von Spezialverfahren zur Korrektur der Zusammensetzung der Blutkomponenten bei Patientinnen die 1: zu viele rote oder weiße Blutkörperchen haben (Erythrozyten-Depletion / Leukozytendepletion) oder 2: Austausch von krankhaften Blutzellen (z.B Erythrozytenaustausch bei Sichelzellanämie)