Cannabis – ein Stoff mit vielen Eigenschaften

Nach Kanada, den USA und einigen anderen Ländern soll Cannabis nach dem Willen der neuen Regierung auch in Deutschland entkriminalisiert und staatlich kontrolliert an über 18-jährige verkauft werden dürfen. Eine gute Idee auch für Österreich?

 

Der Riss geht ziemlich genau durch die Mitte der Bevölkerung: rund 50 Prozent - in der Mehrheit Jüngere – sprechen sich für die Freigabe aus, ungefähr ebenso viele Ältere sind eher dagegen. Zwar sind die Gefahren, die von Haschisch und Marihuana ausgehen, mit jenen starker Drogen wie Heroin und Kokain nicht vergleichbar – aber ganz so harmlos, wie viele behaupten, ist Cannabis auch nicht – oder: nicht mehr. Die Dosis macht auch beim Kiffen den Unterschied. Ein Joint mit dem heute verfügbaren Stoff ist etwa dreimal so stark was den berauschenden THC-Anteil betrifft, als in der Zeit der Hippies in den 1970er und 1980er Jahren. Und heute überdies oft verunreinigt durch die Beigabe chemischer Cannabinoide – meist übers Internet aus dubiosen Quellen in Asien importiert.

 

Pro und kontra Freigabe

Ein Umstand, der den Befürwortern der Freigabe ein wichtiges Argument liefert: „Wenn Cannabis-Produkte staatlicher Kontrolle unterworfen sind, bedeutet das auch, dass die Konsumenten Ware bekommen, die mit weniger Risiko verbunden und qualitätskontrolliert ist“, sagte der an der Simon Fraser Universität im kanadischen Vancouver lehrende Suchtforscher Prof. Benedikt Fischer kürzlich in einem SPIEGEL-Interview. Fischer, der die Auswirkungen der Freigabe von Cannabis in Kanada im Jahr 2018 seither wissenschaftlich begleitet, berichtet von überwiegend positiven Erfahrungen: „Es ist für die Betroffenen nicht nur ein persönliches Unglück, sondern auch ein gesellschaftlicher Schaden, wenn Tausende junge Leute von der Polizei belästigt werden, ein Strafregister bekommen oder in den Knast müssen. Ebenso wenn die Organisierte Kriminalität illegalen Drogenhandel betreibt, und es in ihrem Umfeld zu Gewalt kommt“. In Kanada und in den USA wurde jetzt übrigens die Möglichkeit geschaffen, Einträge ins Strafregister aufgrund früherer Verurteilungen wegen Konsums aus der Zeit vor der Freigabe auf Antrag der Betroffenen löschen zu lassen. 

 

Psychische Probleme bei jungen Menschen

Fischer sieht aber durchaus auch einige negative Folgen der Freigabe: „In den USA gab es unter jungen Leuten zum Teil mehr psychiatrische Probleme wegen Cannabis. Tödliche Autounfälle durch Cannabis-Einfluss haben ebenfalls leicht zugenommen“. Insgesamt sieht es so aus, dass sowohl in den USA als auch in Kanada mehr Menschen – vor allem auch ältere – Cannabis-Produkte konsumieren seitdem sie frei erhältlich sind, auch ist der Drogenschwarzmarkt – anders als ursprünglich erhofft – in diesen Ländern seit der Freigabe nicht verschwunden. 

Apropos Kriminalität: In den Niederlanden, dem einzigen Land in Europa, wo man Cannabis-Drogen in den sogenannten Coffeeshops seit Jahren frei kaufen kann, musste erst kürzlich die Notbremse gezogen werden, weil man der ausufernden gewalttätigen Drogenkriminalität nicht mehr Herr geworden ist. Man hat erkannt, dass es ein Fehler war, die Beschaffung der Ware den Coffeeshop-Betreibern zu überlassen, weil die sich in Ermangelung eines staatlich kontrollierten Angebotes jahrelang nur aus illegalen Quellen bedienen konnten. Jetzt gibt es in Holland überhaupt kein Haschisch (das Harz der Hanfpflanze) mehr zu kaufen, sondern nur noch Marihuana (das Kraut aus den Blüten und Blättern der weiblichen Pflanze), staatlich kontrolliert erzeugt und vertrieben. 

 

Alfons Gann

Das Salzburger Magazin für Medizin, Gesundheit und Freizeit

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